Energie- und Treibhausgas-Bilanz
Tagtäglich verbrauchen wir Wärme und Energie um unser Zuhause warm zu halten und unseren Alltag und unsere Mobilität zu gestalten. Unser Komfort beruht nach wie vor zu einem Großteil auf der Verbrennung fossiler Stoffe. Fossile Stoffe wie Kohle, Gas oder Öl sind die Abbauprodukte abgestorbener Pflanzen und Tiere und somit organischen Ursprungs. Bei ihrer Verbrennung gerät der über Jahrmillionen gebundene Kohlenstoff in Form von vornehmlich Kohlenstoffdioxid (CO2) in die Atmosphäre. Dieser verstärkt den Treibhausgaseffekt der wiederum die globale Erwärmung vorantreibt. Der wichtigste Hebel für den Klimaschutz ist also die Verringerung der Emissionen aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe.
Um die Sektoren zu identifizieren in denen die höchsten Potenziale zur Emissionsminderung vorhanden sind und um die Maßnahmen messbar zu machen, ist als Grundlage eine Energiebilanz zu erstellen. Auf Basis der Energieverbräuche können die Treibhausgas (THG)-Emissionen berechnet werden.
Berücksichtigte Daten und deren Güte
Die Verbräuche von Wärme und Strom werden gemäß den Berichtsvorschriften der Neuen Kommunalrichtlinie für die folgenden Verbrauchssektoren erhoben:
- Private Haushalte (HH): private Nutzer:innen.
- Gewerbe, Handel, Dienstleistungen und Sonstiges (GHD): Gewerbe gemäß Lastprofilen der Energieversorger.
- Verarbeitendes Gewerbe/Industrie (VG): Gemäß den vorgegebenen Branchen des verarbeitenden Gewerbes mit mehr als 20 Mitarbeiter:innen, Industrie ist per Definition in Wentorf nicht vorhanden.
- Kommunale Einrichtungen (Kommune): Rathaus, Schulen, Feuerwehr und weitere öffentliche Gebäude sowie Straßenbeleuchtung.
Anders als für Wärme und Strom ist für den Verkehr die Unterscheidung nach den oben gelisteten Sektoren nicht möglich ist. Für die Abschätzung der Verbräuche im Verkehrssektor wird ein Model verwendet wird, welches auch auf der nationalen Ebene Anwendung findet. Die Aussagekraft dieser Angaben ist nicht mit denen für Wärme und Strom zu vergleichen, da keine lokalen Daten einfließen. Das heißt, die Datengüte im Bereich Verkehr ist aufgrund methodischer Einschränkungen nicht gut. Die Angaben für den Verkehr sind folglich nur eine Näherung und geben eine Abschätzung seines relativen Anteils an den Gesamtverbräuchen. Die Sektoren Landwirtschaft und Forstwirtschaft (sowie sonstige Biomasse im Siedlungs- und Straßenbegleitgrün) sind nicht Teil der Bilanzierung.
Im Rahmen des Klimaschutzkonzeptes wurden in enger Zusammenarbeit mit dem e-werk Sachsenwald (Strom und Erdgas), dem Hansewerk (Fernwärme) und dem Büro Our Common Future Consulting aus Hamburg die Energieverbräuche für die Jahre 2015 bis 2019 zusammengestellt. Die verwendete Größeneinheit ist Kilowattstunden (kWh). Alle Daten liegen anonymisiert vor und es sind keine Rückschlüsse auf die einzelnen Verbraucher möglich.
Methodik
Aus den Energieverbräuchen in kWh werden Emissionen in Tonnen CO2-Äquivalenten (t CO2e) berechnet. Äquivalente bedeutet, dass auch andere THG in den Vorketten der Energiebereitstellung berücksichtigt werden, insbesondere Methan (CH4) und Lachgas (N2O).
Exkurs Äquivalente: 1 t CH4 hat auf 100 Jahre gerechnet ein Treibhausgaspotential wie 28 t CO2. Das bedeutet 1t CH4 entspricht 28t CO2e. 1t N2O hat auf 100 Jahre gerechnet ein THG-Potenzial von 265 t CO2, entspricht also 265t CO2e.
Für jeden Energieträger liegen Emissionsfaktoren in g CO2e/kWh vor:
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- Strom 540 g CO2e/kWh
- Erdgas 250 g CO2e/kWh
- Fernwärme 166 g CO2e/kWh
- Heizöl 320 g CO2e/kWh
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THG-Emissionen in g CO2e = Emissionsfaktor (g/kWh CO2e) * Energieverbrauch (kWh)
Ergebnisse
Die Energiebilanz nach den stationären Verbrauchssektoren (also ohne Verkehr) setzt sich wie folgt zusammen (siehe Abbildung 1):
- Private Haushalte: 120,4 Mio. kWh (77 %)
- Gewerbe, Handel, Dienstleistungen, Sonstiges: 26,4 Mio. kWh (17 %)
- Verarbeitendes Gewerbe: 4,1 Mio. kWh (3 %)
- Kommunale Einrichtungen: 4,8 Mio. kWh (3 %)
Abbildung 1: Relative Anteile am Energieverbrauch nach Sektoren in 2019
In Summe wurden in 2019 fast 156 Mio. kWh stationär verbraucht. Zusätzlich wird im Verkehr ein Verbrauch von 34 Mio. kWh geschätzt. Der Gesamtverbrauch aus stationärem (Strom: 32,3 Mio. kWh, Wärme: 123,6 Mio. kWh) und mobilem Energieverbrauch (Verkehr: 34 Mio. kWh) summiert sich dadurch auf fast 190 Mio. kWh. Die relativen Anteile sind dargestellt in Abbildung 2.
Abbildung 2: Energieverbrauch unterteilt nach Strom, Wärme und Verkehr
Für 2019 ergeben sich Gesamtemissionen in Höhe von fast 60.000 t CO2e (vergleiche Abbildung 3). Wie in der Grafik dargestellt, verursacht der Energieverbrauch für die Wärmebereitstellung alleine über die Hälfte der Emissionen. Ungefähr 30 % werden durch den Strom verbraucht, knapp 20 % gehen auf den Verkehr innerhalb der Gemeindegrenzen zurück. Im relativen Vergleich zum Energieverbrauch steigt die Relevanz von Strom für die Emissionen von 17 % auf 29 %. Das liegt am vergleichsweise hohen Emissionsfaktor der Strombereitstellung, für die nach wie vor Kohle verfeuert wird. Mit dem Kohleausstieg und dem steigenden Anteil erneuerbarer Energien am Bundesstrommix sinkt perspektivisch der Emissionsfaktor von Strom und folglich auch die Emissionen. Man kann also davon ausgehen, dass kaum ein anderer Bereich so viel ungenutztes Potenzial bietet Energie zu sparen und Emissionen zu reduzieren wie der Wärmeverbrauch.
Abbildung 3: Emissionen durch Verkehr, Strom und Wärme
Lässt man den Verkehr außen vor und betrachtet nur die Sektoren, bestätigt sich für Wentorf das Potenzial für Emissionsminderungsmaßnahmen bei den privaten Haushalten.
Abbildung 4: Emissionen nach Verbrauchssektoren
Interpretation
Da Wentorf wenig verarbeitendes Gewerbe und per Definition keine Industrie hat, sind die größten Verursacher von Emissionen die privaten Haushalte. Die wichtigsten Hebel zur CO2e-Reduktion sind Maßnahmen im Bestand der Wohngebäude zur energetischen Optimierung, wie der Austausch von Heizkesseln, die Dämmung von Gebäuden, die Sanierung von Fenstern und die Nutzung erneuerbarer Energien. Auch dezentrale Nahwärmenetzte bieten aufgrund geringerer Leitungsverluste Alternativen zur herkömmlichen zentralen Wärmeversorgung.
Die konkreten Maßnahmen zur THG-Reduzierung werden aktuell durch das Klimaschutzmanagement bearbeitet. Sie können den folgenden Handlungsfeldern zugeordnet werden:
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- Klimafreundliche Verwaltung
- Klimafreundliche Gemeindeentwicklung
- Klimafreundliche Mobilität
- Kommunikation & Bildung für mehr Klimaschutz